Freiburg, 7. Februar – Die Freiburger Unternehmer Max Rau und Friedrich Scherzinger wurden auf der Messe Gebäude.Energie.Technik mit dem Naturschutzpreis der Stadt Freiburg ausgezeichnet. Der mit 1.500 Euro dotierte Preis würdigt herausragende Leistungen im Naturschutz. Prämiert wurde ihr innovativer Ansatz, Umweltschutz und Wirtschaft nachhaltig zu verbinden.

Friedrich Scherzinger (links) und Max Rau bei der feierlichen Preisübergabe.

Naturschutz als Investitionsmöglichkeit für Unternehmen

„Neue EU-Verordnungen wie die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD) verpflichten Firmen zunehmend dazu, neben finanziellen Kennzahlen auch ihre Umwelt- und Sozialbilanz offenzulegen“, erklärt Max Rau, Betriebswirt und Mitgründer. „Wir haben uns gefragt, wie Unternehmen direkt in Biodiversität investieren können – nicht nur, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden, sondern um dabei auch einen wirtschaftlichen Mehrwert zu schaffen.“

Pilotprojekt: Hecken als Lebensraum in der Agrarlandschaft

Ihr erstes Biodiversitätsprojekt startete im Agrarsektor – eine Branche, die in Deutschland stark intensiviert wurde und in der viele natürliche Lebensräume verschwunden sind. „Gerade Hecken waren früher weit verbreitet und spielten eine entscheidende Rolle für die Artenvielfalt“, sagt Friedrich Scherzinger, Biologe und Mitgründer.

In Zusammenarbeit mit Landwirt Michael Selinger von Michels Kleinsthof im Süden Freiburgs haben die Gründer eine Hecke aus 19 heimischen Gehölzarten wie Schlehe, Kornelkirsche und Faulbaum gepflanzt. Diese schafft neuen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und soll auch den Landwirt:innen nützen – als Windschutz sowie durch Verbesserung des Mikroklimas und der Bodenfruchtbarkeit.

Die in drei Reihen gepflanzte Hecke nach dem “Schweizer Modell” bietet vielfältigen Lebensraum, wobei eine sorgfältige Bewässerung nach der Pflanzung essentiell ist.

„Ökologisch sind solche Strukturen extrem wertvoll. Doch Subventionsprogramme wie die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) sind oft unterfinanziert und für Landwirt:innen mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden. Deshalb haben wir die Finanzierung – von der Pflanzung bis zur Pflege – selbst übernommen“, so Scherzinger.

Nachhaltige Finanzierung durch Unternehmen

Langfristig sollen nicht nur die Ökosysteme und Landwirt:innen, sondern auch die Wirtschaft profitieren. „Unser Ziel ist es, Unternehmen als Finanzierer solcher Biodiversitätsprojekte zu gewinnen. Firmen, die in Biodiversität investieren, können dadurch ihre Nachhaltigkeitsstrategie mit einem konkreten Projekt vor Ort unterstützen und können als authentisch nachhaltiger Arbeitgeber wahrgenommen werden“, erklärt Rau.

Dieses Finanzierungsmodell orientiert sich an internationalen Ansätzen, wie sie das Kunming-Montreal-Abkommen der Weltbiodiversitätskonferenz (COP 15) forderte. Dieses betont die wachsende Rolle des Privatsektors bei der Schließung der Finanzierungslücke für Biodiversitätsmaßnahmen.

Von der Uni Leipzig zum Startup – mit Unterstützung aus Freiburg

Kennengelernt haben sich Rau und Scherzinger während ihres Studiums am Lehrstuhl für Biodiversitätsökonomik in Leipzig. Dort beschäftigten sie sich mit marktwirtschaftlichen Mechanismen zur Bekämpfung von Umweltproblemen – unter anderem mit dem Europäischen Emissionshandel. „Wir haben uns gefragt, wie sich dieses Prinzip auf die Herausforderung des globalen Biodiversitätverlusts übertragen ließe. Daraus entstand die Idee, ein Unternehmen zu gründen“, erzählt Scherzinger. Während der Gründungsphase erhielten sie dabei Unterstützung vom Grünhof SmartGreen Startup Accelerator in Freiburg.

Die Hecke ein Jahr nach der Pflanzung: Durch das feuchte Frühjahr sind die Jungpflanzen gut angewachsen. Es wird viele Jahre dauern, bis sie ihre volle Größe erreicht haben.

Von der Uni Leipzig zum Startup – mit Unterstützung aus Freiburg

Kennengelernt haben sich Rau und Scherzinger während ihres Studiums am Lehrstuhl für Biodiversitätsökonomik in Leipzig. Dort beschäftigten sie sich mit marktwirtschaftlichen Mechanismen zur Bekämpfung von Umweltproblemen – unter anderem mit dem Europäischen Emissionshandel. „Wir haben uns gefragt, wie sich dieses Prinzip auf die Herausforderung des globalen Biodiversitätverlusts übertragen ließe. Daraus entstand die Idee, ein Unternehmen zu gründen“, erzählt Scherzinger. Während der Gründungsphase erhielten sie dabei Unterstützung vom Grünhof SmartGreen Startup Accelerator in Freiburg.

Partnerschaft mit der global-woods international AG

Richtig Schwung in die Sache kam dann, als die beiden den Freiburger Unternehmer und früheren Europaabgeordneten Dr. Manfred Vohrer kennenlernten. Vohrer war 1992 Mitentwickler des Europäischen Emissionshandels, und später Mitverhandler des Kyoto Protokolls, welches 1997 die Rolle von Wäldern für den Klimaschutz betonte. 1998 gründete er die global-woods international AG, welche Waldprojekte in verschiedenen Ländern des Globalen Südens umsetzt.

„Nach mehreren Gesprächen mit Global Woods wurde schnell klar, dass wir unsere Idee zur Finanzierung von Biodiversität in das Unternehmen einbringen wollen, um dieses strategisch weiterzuentwickeln“, so die Gründer. Heute leiten sie die global-woods international AG als Vorstände und setzen verstärkt auf die Entwicklung von Biodiversitäts- und Ökosystemwiederherstellungsprojekten. Besonders im Bereich Biodiversitätsmonitoring ermöglichen die jüngsten technischen Fortschritte völlig neue Ansätze. Derzeit testen die beiden verschiedene Methoden, darunter den Einsatz von Mikrofonen, Kameras und Remote Sensing – also die Erfassung der Biodiversität mittels Satellitendaten und deren Auswertung mittels künstlicher Intelligenz. Das Hecken-Projekt im Süden Freiburgs haben die beiden Gründer kurzerhand unter das Dach von Global Woods geholt. “Die Synergien mit den Waldprojekten von Global Woods lagen einfach auf der Hand und gleichzeitig bleibt es wichtig für uns, Unternehmen den Schutz von Biodiversität auch lokal zu ermöglichen”, so Rau. “Übrigens betont auch die Zukunftskommission Landwirtschaft in ihren neuesten Empfehlungen die Bedeutung solcher marktwirtschaftlicher Mechanismen für den Biodiversitätsschutz. Gemeinsam mit dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) führen wir bereits Gespräche, um Landwirt:innen sowohl bei der Anbindung an die Wirtschaft als auch bei der wissenschaftlichen Dokumentation zu unterstützen.”

Blick in die Zukunft: Biodiversitätsprojekte auch international

In Zukunft wollen die Gründer Biodiversitätsprojekte in größerem Maßstab umsetzen – nicht nur in Deutschland, sondern auch international. „Gerade in Ländern wie Brasilien und Paraguay werden nach wie vor riesige Flächen gerodet. Die Notwendigkeit, Natur durch Biodiversitätsprojekte zu schützen ist dort enorm“, betonen Rau und Scherzinger.

Mit innovativen Finanzierungsmodellen und starken Partnern wollen sie Unternehmen für den Naturschutz mobilisieren – und so einen neuen Standard für nachhaltiges Wirtschaften setzen.